Jeder Beteiligte versuchte bei den anstehenden Problemen Abhilfe zu schaffen, doch man konnte erkennen, dass es sich bei vielen
eher um die Pflicht als um die Bereitschaft zu helfen handelt. Deshalb hatten inzwischen schon einige Pflichtfeuerwehrleute den
Wunsch zur Gründung einer Freiwilligen Feuerwehr geäußert. Endgültig ins Rollen brachte diese Idee dann Brandmeister Diehl aus
Ehringshausen, seines Zeichens Kreisausschuss Obersekretär in Wetzlar. Er führte mit den Interessierten im Mai und Juni des Jahres
1925 zwei Vorbesprechungen. Nach diesen ersten Hilfestellungen konnte dann am 22.07.1925 die Gründungsversammlung der Freiwilligen
Feuerwehr Werdorf im Saal des Backhauses stattfinden. Bei dem Gründungsakt der Freiwilligen Feuerwehr Werdorf waren 44 Personen,
die ihre Mitarbeit bekundeten, anwesend. Breites zum Jahreswechsel war die Wehr auf eine Stärke von 59 Mann angewachsen. Erster
Kommandant wurde Albert Gombel zu seinem Stellvertreter wurde Friedrich Theodor Pohl gewählt. Der weiter Vorstand setzte sich aus
dem Adjutanten und Kassenwart Karl Neuhof, dem Schriftwart Karl Hofmann sowie den beiden Beisitzern Heinrich und Karl Leidecker
zusammen.
Die Gründungsversammlung hatte Personal eine gute Basis geschaffen, und so galt es die notwendige Ausrüstung zu beschaffen.
Dies gestaltete sich zunächst weniger schwierig als erwartet, denn schon kurze Zeit nach der Gründungsversammlung konnte die
Wehr ihre erste einheitliche Uniform in Empfang nehmen. Die Anschaffung einer fahrbaren Leiter und eines Hydrantenwagens war
da schon ein wenig problematischer. Ein Angebot der Firma Maury & Co aus Offenbach schürte zunächst den Widerstand der
Gemeinde, doch die finanzielle Unterstützung des damaligen Jagdpächters Hasenclever konnte Abhilfe schaffen. Er unterstützte die
Gemeinde beim Kauf der mit 1470,- Mark zu Buche schlagenden Anschaffung mit einer Spende von 1000,- Mark. Die Unterbringung dieser
Gerätschaften im alten Schulgebäude bereiteten wegen der Enge des Raumes einige Schwierigkeiten. So
mussten einige nicht mehr
benötigte oder unbrauchbare Utensilien den Neuanschaffungen weichen. Beim Inspizieren des Schlauchmaterials
musste man immer
wieder feststellen, dass viele Schläuche inzwischen unbrauchbar geworden sind. Nach Übungen und Einsätzen wurden bis dato die
Schläuche, damals aus Hanf und ohne Gummierung gefertigt, zum trocknen über einen Gartenzaun gehängt. Eine Anständige Trocknung
blieb aus, und so verfaulten die Schläuche regelrecht, also musste auch hier etwas geschehen. Um hierbei Abhilfe zu schaffen wurde
ein Trockenmast aufgestellt.
Die folgenden Jahre belegten nachhaltig die Notwendigkeit der Wehr. Anlässlich diverser Einsätze konnte die junge Wehr ihren hohen
Ausbildungsstand unter Beweis stellen. Ebenfalls ein Indiz für den Zusammenhalt unter den Mitgliedern war wohl auch die Tatsache,
dass der Grundstock der Gründungsversammlung sowie der Vorstand, von kleineren Wechseln einmal abgesehen, der Wehr noch lange
erhalten blieb.
Anfängliche Schwierigkeiten einen sinnvollen Brandschutz zu gewährleisten hatte man mit der Löschwasserversorgung. Das damalige
Leitungsnetz gab mit einem Druck von etwa 1,5 Bar entschieden zu wenig her. Der Wasserlauf des zu dieser Zeit noch nicht verrohrten
Schönbaches, mitten durch Werdorf, schien hier Abhilfe schaffen zu können. Auf Veranlassung der Wehr wurden kleinere Zisternen
im Bachbett errichtet, doch waren diese häufig verschmutzt, und erst nach einer Reinigung wieder einsetzbar. Im unteren Teil des
Dorfes konnte man im Brandfall auf den Mühlgraben als Löschwasserlieferant zurückgreifen.
Um den Mühlgraben noch besser zu nutzen wurde zur Verstärkung der Wehr, die in den Kriegsjahren zum Löschbezirk Wetzlar gehörte,
im Jahre 1938 eine Tragkraftspritze 8/8 der Firma Flader beschafft. Mit dieser 800 Liter pro Minute fördernden Pumpe war es nun
möglich geworden, im Brandfall große Teile des Dorfes vom Mühlgraben aus mit Löschwasser zu versorgen. Angemerkt sei hier, dass
es heute mittels Pumpen möglich wäre sogar die neu bebauten Ortsgebiete auf diese Weise zu versorgen, jedoch stellt die Wasserversorgung
aus dem öffentlichen Netz heute selten ein Problem dar.
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