Geschichte der Freiwilligen Feuerwehr Werdorf
bis 1925


Am 22. Juli 2000 waren es 75 Jahre, dass die Freiwillige Feuerwehr Werdorf ihre Gründung erfuhr. Diese Chronik verzichtet auf den Anspruch auf Vollständigkeit, möchte aber dem geneigten Leser einen Einblick in die Arbeit und das Umfeld der Freiwilligen Feuerwehr Werdorf gewähren. Frühere Chronisten berichteten bereits über Feuersbrünste, denen unser Dorf in großen Teilen zum Opfer fiel. Die Bevölkerung stand diesen Katastrophen, nicht zuletzt wegen damals fehlender Bauauflagen, meist machtlos gegenüber. So kann man beispielsweise über einen Großbrand im Jahre 1838, bei dem mindestens 6 Wohngebäude und angrenzende Scheunen ein Raub der Flammen wurden, anhand der Inschriften an den Wiederaufgebauten Häusern etwas über die Ängste der Menschen erfahren.

So lautete eine Inschrift:



Eine andere:



Diese Dramatischen Umstände zwangen die Bevölkerung bereits in früherer Zeit zum Handeln. Zweckgemeinschaften schlossen sich im Schadensfall zusammen, und versuchten ihr bestes, doch mangelnde Infrastruktur und Kenntnisse fehlten merklich. Mit Beginn der Preußischen Herrschaft wurde dies anders, gemäß dem damaligen Politischen Verständnis musste selbstverständlich alles seine Ordnung haben. Und so wurde in Werdorf, wie in vielen anderen Orten auch, eine so genannte Pflichtfeuerwehr ausgerufen. Gebildet wurde sie aus 21 - 45 jährigen Männern, die im Brand- und Katastrophenfall in ausreichender Zahl von der jeweiligen Polizeibehörde bzw. Dem Gemeindevorsteher (später Bürgermeister ) verpflichtet wurden.

In Werdorf war diese Pflichtfeuerwehr entsprechend der vorhandenen Gerätschaften aufgegliedert in:

1.) Eine Spritzenmannschaft, ausgerüstet mit einer Handdruckspritze.
2.) Eine Zubringermannschaft, mit einer Saugspritze, die als Wasserzubringer der Druckspritze diente. Bei Brandobjekten mit naher Wasser Entnahmestelle war diese Zubringer auch als Druckspritze sehr effizient, da er die eigentliche Druckspritze mit seinem Ausgangsdruck deutlich übertraf.
3.) Eine Steigermannschaft, mit entsprechenden Normalleitern bestimmter Länge nebst Einreißhaken. Sie waren im ehemaligen Leiterhaus in der oberen Hinterstraße am fürstlichen Herrenhof untergebracht.

Die Druckspritze wurde in besonderen Fällen mittels der 25 - 30 vorhandenen Stoffeimer versorgt. Hierbei stand Person an Person in zwei Reihen, auf der einen Seite wurden die leeren, auf der anderen die gefüllten Wassereimer weitergereicht. Beide Spritzen wurden bei Einsätzen im Ort durch den „Handdienst” zur Brandstelle befördert, während bei auswärtigen Einsätzen dieses durch „Spanndienste” geschah. Zwei im Dorf ansässige Landwirte wurden verpflichtet, je ein Pferd hierfür zur Verfügung zu stellen. Dass diese Einsätze nicht immer hundertprozentig klappten, lag auf der Hand, da ja die beiden Pferde selten einmal zusammen gefahren wurden und oftmals auch zwei unterschiedlichen Geschlechtern angehörten, zog meist nur das eine und das andere ließ es eben bleiben.
Da diese Pferde auch wechselten kam noch hinzu, dass die vorhandenen Deichseln und Zugtaue in den seltensten Fällen passten. Dadurch waren Verzögerungen unvermeidbar, und es geschah des Öfteren, dass die Mannschaft sich dann doch zu Fuß auf den Weg in den Nachbarort begeben musste.



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